Sonntag, 30. März 2014

Reise nach Arequipa

Huhu hier bin ich wieder - sorry, dass ich so lange nichts von mir hab hören lassen!!
Dafür jetzt mit um so schöneren Berichten: ich war in Arequipa... Diiiie Traumstadt.

Nunja, also da ich jetzt schon 6 Monate hier bin, wurde es Zeit, mein Touristenvisum zu erneuern. Zusammen mit meiner mexikanischen Mitschwester Rosalba, die auch 6 Monate hier in Peru ist, haben wir uns auf nach Tacna, der letzten peruanischen Stadt vor der chilenischen Grenze, gemacht. Dazu sind wir am Donnerstag, dem 20.3. mit all unserem Gepäck in den Reisebus gestiegen. Hier in Peru gibt es zwar Züge, aber die sind nur für Gütertransporte und normalerweise reist man mit Bus, wer es sich leisten kann, fliegt.
Ich habe für meinen Platz S/.170 im unteren Bereich, in dem man es etwas bequemer hat, bezahlt. Rosy ist nach oben gegangen für S/.120. Der Plan war, Freitag um 8 Uhr anzukommen.
Das war unsere Reiseroute: die gaaaaaanze Küste entlang - das ist alles Wüste.
Es war schon abends, als wir auf einmal angehalten sind. Vor uns eine lange Schlange von Bussen, Lastwagen und Autos, uns wurde gesagt, dass es Verkehrsprobleme gibt, wir sollten uns nicht vom Bus entfernen, für den Fall, dass der Bus weiterfahren könnte, es würde auf niemanden gewartet. Ich dachte, dass wir vielleicht für 10 Minuten halten würden. Schließlich bin ich ausgestiegen, um etwas frische Luft zu schnappen. Dann sind Rosy und ich ein WC suchen gegangen, ich immer mit ein wenig Angst, dass es weiter geht.
Letztendlich sind wir wieder zurück gekehrt, um zu schlafen und die ganze Nacht an diesem Ort zu verweilen. Der Ort hieß Puerto Loma, irgendwo kurz nach Nasca.
Am nächsten Morgen, als wir festgestellt haben, dass wir keinen Meter weitergerollt sind und die ganz Nacht wirklich an diesem Örtchen festzustecken, haben wir uns aufgemacht, was Essbares zu suchen, weil der Bus kein Frühstück mehr gereicht hat. Wir haben kleine Lädchen gefunden, in denen wir ein paar Plätzchen und Wasser gekauft haben. Die ganzen Passagiere und Reisenden von den anderen Bussen waren auf schon auf den Beinen.
Wir sind auch einmal bis nach vorne gegangen, um zu sehen, was los war. Ich habe von irgendwo gehört, dass es einen Streik gibt, weswegen wir nicht passieren können. Gut also die Straße war gesperrt, die Polizei war angerückt, aber weit und breit keine streikenden Menschen zu sehen, nur die ganzen diskutierenden Passagiere.
Ein Señor aus unserem Bus, der seine Gitarre glücklicher Weise im Handgepäck hatte, spielte ein wenig, hier und da wurde es sich gemütlich gemacht, irgendwas gegessen und gewartet. Und gewartet. Und gewartet.
Rosy und ich mit unseren Plätzchen :D
Irgendwann im Mittag hieß es auf einmal, es geht weiter. Alle sind schnell zu ihren Bussen gerannt, um ja auch mitgenommen zu werden und wir konnten passieren. Was für ein Glück!

Nach einer mehr oder weniger schnellen und kurvigen Fahrt, in der wir immer die große Anzahl an Reisebussen vor uns hatten, wurde wiederum gehalten, diesmal in Chala, einem Küstenörtchen.
Rechts von uns direkt das Meer, vor uns Busse, hinter uns Busse und links von uns Wüste.
 Der Ort selbst war unglaublich schön, direkt am Strand, Sonne, aber eben in dem "Paro minero", was "ein durch die Minenarbeiter verursachter Stopp" bedeutet. Mittags haben wir uns ein Mittagessen gesucht. Die ortsansässigen Peruaner haben es direkt genutzt, Essen zu verkaufen. Für S/. gab es Reis mit einer Soße und 3 Fischchen. Andere haben auch Hähnchen angeboten.
Da ich nicht wusste, wann ich das nächste Mal Essen bekomme, habe ich die Hälfte gegessen und den Rest für abends aufgesparrt. Nachmittags bin ich an den Strand gegangen und bin mit den Füßen ins Wasser gegangen. Ich hatte leider keine Wechselkleidung und schon gar nicht Badekleidung im Handgepäck, somit konnte ich nicht schwimmen gehen. Als ich unten am Strand war - man musste ziemlich weit laufen, um den steilen Hang zu bewältigen, hieß es auf einmal, es geht weiter, es geht weiter, "isuban, suban!". Ich bin einfach nur gerannt. Letztendlich war es Fehlalarm, aber mir war die Lust vergangen, wieder runterzugehen.
Aber was war eigentlich los? Es gab immer wieder Gerüchte zu hören, vor allem von einigen verzweifelten Frauen.
Den ganzen Tag über konnten wir sehen, dass Männer mit Schlagstöcken an uns vorbei Richtung Stadt strömten. Das waren die illegalen Minenarbeiter, die den Streik unterstützen. Abends, als wir uns mit ein paar Frauen ein Bad suchten, kamen wir ein wenig näher an das Zentrum des Geschehens. Zufällig trafen Rosy und ich ein kolumbianisches Paar, das uns eine Bäckerei zeigte, wo es 5 Brötchen für S/. geben sollte. Wir sind also mit ihnen in die Stadt gelaufen. Ich habe mich wie auf einem Festival gefühlt, weil ein Volk in Bewegung war, das man sonst nur auf Massenveranstaltungen hat. Als wir bei der Bäckerei ankamen, gab es kein Brot mehr, das nächste würde es morgens um 5 geben. Die Kolumbianerin riet uns jedoch, die größte Wasserflasche, die es gab, zu kaufen, war wir auch direkt gemacht haben. Man wusste schließlich nie, wann es die nächste Möglichkeit geben würde.
Auf der Straße haben wir die Minenarbeiter gesehen, alle mit ihrer Matte und Schlafsack die Durchgangsstraße blockierend, damit wir mit den Bussen nicht passieren konnten. Die Polizei war auch zugegen, ich weiß aber nicht genau, was sie gemacht hat.

Sonnenuntergang in Chala
Wir sind schließlich wieder zum Bus zurückgekehrt, um schlafen zu gehen. Ich habe als Abendessen einen Fisch verzehrt und einen für das Frühstück aufbewahrt. Den Reis ließ ich für das Mittagessen am nächsten Tag. Mein Sitznachbar ist irgendwann zurückgekehrt, um mir mitzuteilen, wenn er am nächsten Morgen nicht da ist, heiße das, dass er nicht mehr zurückkehrt. Er ist nicht zurückgekehrt.
Die Bustür wurde nachts geschlossen. Da ich nicht wirklich schlafen konnte, hörte ich in der Nacht, wie ein Mann am Fahrzeug neben uns angeklopft hat und einen Sanitäter angefordert hat, einer Frau gehe es sehr schlecht und sie bräuchte Hilfe. Der Fahrer konnte aber nur ablehen, er sei nur der Fahrer und er könne nicht helfen.
Am nächste Morgen kam die Nachricht, dass die Frau verstorben sei. Sie hatte kurz vorher eine Herzoperation und durch die Strapazen und einen unglücklichen Sturz beim Verlassen des Busses war sie so entkräftet, dass sie nicht überlebt hat.

Diese Schreckensnachricht hat bei vielen Hoffnungslosigkeit hervorgerufen und die Gerüchteküche vorangetrieben. So konnten wir von weiteren Todesopfern hören. Bis heute ist aber öffentlich "nur" ein Fall bekannt.

Morgens konnten wir überraschenderweise weiterfahren. Ich war nicht zur Bäckerei gegangen, weil ich dachte, ach, wir bleiben eh hier und dann kann ich das später machen. Auch das Duschangebot, das für diesen Morgen bei der gleichen Stelle, wo wir am abend die Toiletten gefunden haben, konnten wir nicht mehr in Anspruch nehmen.

Den Ort passierend, sahen wir die Polizisten und Marineros, am Straßenrand. Später hieß es, dass wir Glück hatten, weil die Busse nach uns attackiert wurden. Aber auch das ist natürlich fraglich, da die Gerüchte nur so um uns schwirrten.

Nach drei Stunden Stop and Go hielten wir wieder irgendwo im Nirgendwo. Diesmal wussten wir nicht, wie der Ort hieß. Die Bussschlange war inzwischen so lang, dass man weder Anfang noch Ende sehen konnte. Als ein paar von unserem Bus sich aufgemacht haben, um den Anfang zu suchen und zu sehen, was eigentlich vor sich ging, mussten sie eine halbe Stunde laufen.

Die Essenspreise verwandelten sich in Wucherpreise. Wo ein Stück Obst erst S/.2 gekostet hat, wurde es kurz danach doppelt so teuer. Ein Brot mit Käse kostete S/.1, Wasser wurde rar.

Ich habe mich wie in einer Stadt aus Bussen gefühlt. Es war unglaublich, als wir Essen kaufen gegangen sind. So viele Menschen um die Busse herum. Viele haben ihre Decken herausgeholt und sich unter die Lastwagen schlafen gelegt. Einige sind ans Meer gegangen, um sich zu Baden.

Diesmal war das Problem noch gravierender. Man hatte von einem Lastwagen die Luft von den Rädern abgelassen und ihn quer gestellt. Die Straße vor den Bussen war mit Steinen zugeräumt. Das Hauptproblem war eine Brücke, die besetzt war und im Moment nicht passierbar war.

Auch an diesem paradiesischen Ort hielten wir - kurz vor der Brücke
Ein Foto von der Brücke aus, die kurz vorher besetzt gewesen war
Die Fahrt setzte sich fort. Immer wieder gab es Stopps, und jeder fürchtete natürlich, dass es wieder für einen ganze Nacht sein würde. Als die ganzen Busse durch die Örtchen gefahren sind, wurden wir von allen Dorfbewohnern wie eine Attraktion beschaut, sie haben es glaube ich noch nie erlebt, so viele Busse auf einmal zu sehen.

Nachts um 1:15 kamen wir schließlich todmüde in Tacna an.


Liebe Grüße aus dem bisher noch sonnigen Callao ins frühlinghafte Deutschland. Fortsetzung folgt :D

1 Kommentar:

  1. OMG, was fürne odysee :0 das war ja mal Abenteuer pur. Ich hoffe dir ist die Reiselust nach dieser Fahrt nicht vergangen! Schön von dir zu hören!! :*

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